Die überreizte Mutter - Warum wir dauernd so überreizt sind und wie wir dem entgegenwirken können
- sophieandrae
- vor 4 Tagen
- 5 Min. Lesezeit
"Ich kann nicht mehr." Wie oft hören oder denken wir diesen Satz? Ich fast täglich.
Aber nicht weil ich mein Leben nicht ausstehen kann, sondern weil mir ganz oft einfach alles zu viel als Mama ist. Und damit bin ich nicht alleine.
Viele Mütter sind heute dauerhaft erschöpft, gereizt, ungeduldig - und fühlen sich gleichzeitig schuldig, weil sie es doch eigentlich besser machen wollen. Aber wir sind nicht "schlecht", "unfähig" oder "zu schwach" - wir sind schlicht überreizt.
Warum sind Mütter so oft überreizt?
Dauerhafte Sinnesüberflutung
Kinder schreien, rufen, fragen, brauchen - manchmal (wenn es mehr sind) gleichzeitig. Der Lärmpegel, das ständige "Mama, Mama, Mama" bringt unser Nervensystem schnell an seine Grenzen.
Fehlende Pausen und Schlafmangel
Kleine Kinder lassen uns kaum regenerieren. Ohne echten Schlaf und Ruhephasen fährt unser Körper ständig im Stressmodus, denn wir können ihn ja schließlich nie komplett abschalten. Du beginnst den Tag somit eigentlich schon komplett überreizt.
Mentale Last ("Mental Load")
Darüber habe ich bereits schon mal ausführlich in einem Blogpost (hier) gesprochen.
Es ist ganz oft nicht das Tun, das uns so erschöpft und mental auslaugt - sondern viel mehr das ganze Denken. Wir tragen ständig Listen im Kopf oder Pläne für sogenannte "worst case scenario" Momente: Was braucht das Kind morgen im Kindergarten? War da nicht dieses Fest? Und wann ist der Geburtstag von dieser Freundin, brauchen wir da nicht noch ein Geschenk? Wann soll ich das besorgen? Was soll ich besorgen? Ich kenne dieses Kind gar nicht? Soll ich meiner Tochter noch eine Regenjacke einpacken, denn es könnte ja heute regnen, oder? Ich checke nochmal den Wetterbericht. - das war nur ein Millisekunden-Einblick von meinem Kopf.
Es ist ein unsichtbarer Stress, der uns komplett erschöpft.
Dauerhafter Druck von außen
Gesellschaftliche Erwartungen ("sei eine gute Mutter, sei geduldig, sei erfolgreich, sieh dabei auch noch gut aus") setzen uns zusätzlich unter Strom.
Kurz gesagt: Unser Nervensystem ist im Daueralarm.

Wie zeigt sich dieses "überreizt sein"?
wir reagieren gereizt oder schreien schneller, als wir wollen.
wir fühlen uns innerlich taub oder abgekoppelt.
wir haben kaum Geduld und oft wenig Freude an Dingen
Wir ziehen uns zurück oder sind ständig im "Funktionieren".
wir haben das Gefühl keine Luft zu bekommen
andauernde Müdigkeit
Panikattacken in schweren Fällen
All das sind Zeichen von Überlastung - und es kann einfach dazu führen, dass wir überhaupt nicht mehr zur Ruhe finden, selbst wenn wir diese Ruhe hätten. Kennst du das? Der Papa ist mit den Kindern unterwegs und du würdest endlich diese "Pause" bekommen ...doch irgendwie schaffst du es nicht abzuschlaten. "Was soll ich jetzt tun? Soll ich ein Buch lesen? Ein Bad nehmen? Oder doch lieber schon Essen vorbereiten?" Wir finden selbst dann einfach keine Ruhe in unseren Kopf.
Aber was können wir dann eigentlich noch tun?

Was hilft gegen Überreizung und Deregulierung?
Kleine Inseln der Ruhe schaffen
Wir glauben ein Wellness-Wochenende würde uns da helfen? Sicher wäre das schön, aber kommen wir deshalb im Alltag besser zur Ruhe? Nein. Der Punkt ist einfach, dass wir es jeden Tag schaffen müssen unser Nervensystem zu regulieren und dafür schaffen wir uns täglich kleine "Inseln der Ruhe".
Was bedeutet das? Bei uns zu Hause bedeutet das zum Beispiel, dass mein Mann von derf Arbeit kommt und mir die Kindder für mind. 30 Minuten abnimmt, außer Haus geht oder sie im Zimmer beschäftigt. In diesen 30 Minuten versuche ich einfach kurz mal abzuschalten, ein Buch zu lesen oder mich einfach ins Bett zu legen, um den Körper zu signalisieren "du darfst jetzt zur Ruhe kommen" - und das ist eben nicht nur eine Seltenheit, sondern ein tägliches Ritual. Wenn du 24/7 für deine Kinder zur Verfügung stehst, ist das einfach ein MUSS und ja es ist möglich!
Reize bewusst reduzieren
Nicht nur du, sondern auch eine Kinder reagieren auf Reize. Fernseher, laute Musik oder das dauernde aufleuchten oder benutzen deines Handys (auf Nachrichten reagieren, dazwischen auf Insta scrollen..) , all das trägt dazu bei, dass du dich noch überreizter fühlst und dein Stresslevel immer mehr ansteigt.
Setze daher feste Handyzeiten fest. Nachrichten beantworte ich meist erst am Abend. Wenn ich aber am Abend zu müde und erschöpft von dem ganzen Chaos bin, dann müssen eben auch diese Nachrichten warten. Stell dir vor, du musst den ganzen Tag auf Etwas oder jemanden reagieren, wenn du es Abends einfach nicht mehr schaffst zu antworten, dann ist es eben so. Dafür brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben. Mütter verstehen das ;-)
Das Nervensystem regulieren
Das klingt auf Social Media immer so einfach, ist es jedoch leider nicht. Denn um ein reguliertes dauerhaft ruhiges Nervensytem zu haben oder haben zu wollen, müssen auch die Umstände dazu passen. Nun ist es aber so, dass wir unsere Kinder nicht einfach stumm schalten können oder wollen - sie sind da, sie brauchen uns und ja sie stressen uns, denn am besten wäre es, dass alles sofort und auf der Stelle passiert.
Allerdings können wir sogenannte Tools anwenden um das Nervensystem etwas zu beruhigen:
- Meditieren/Atmung: das ist ein wirklich gutes Tool um diese "innere Unruhe" etwas zu beseitigen, die Atmung zu beruhigen und somit auch den Körper zu signalisieren "slow down". Ich mache das am liebsten jeden Morgen (schön wäre bevor die Kinder aufachen - das klappt aber nur in den seltesten Fällen) oder abends vor dem Zubettgehen, um in einen ruhigen Schlaf zu finden. Probiere es unbedingt aus. Meine Lieblingsmeditationen (allerdings auf Englisch) sind die von Boho Beautiful,
- Körperkontakt: Kinder brauchen eine umarmung wenn sie traurig oder überfordert sind und genau das brauchen auch wir Erwachsene. Ich hole mir täglich! eine Umarmung von meinem Mann ab und du darfst auch zu deinem Kind gehen und sagen: "Weißt du, mama braucht mal kurz eine Umarmung:"
- Bewegung: eines der besten Tools! Klar oder ? Den Bewegung ist und bleibt der beste Stresskiller. Du musst nicht gleich ein riesen Workout hinter dich bringen, aber hast du schon mal versucht die Musik ganz laut aufzudrehen und völlig wild abzutanzen? Und falls deine Kinder dich gerade nerven, mach genau das mit ihnen gemeinsam! Nicht nur dein Nervensystem wird so richitg abgeschüttelt und beruhigt, auch das von deinen Kindern. Glaubt mit Kinder liiiieeben Musik und Tanz - genau aus diesem Grund: auch ihr Nervensytem wird reguliert und ihr Körper sowie Geist beruhigt.
Unterstützung annehmen:
Wir sind nicht dafür gemacht, Kinder alleine großzuziehen. Ich erinnere4 immer wieder gerne daran, dass auch der Vater ein Elternteil ist (*dies gilt nicht für Alleinerziehende) und jede Aufgabe genau wie du übernehmen kann und soll. Hilfe von Familie, Freunden oder einem Babysitter entlastet!
Selbstmitgefühl üben
Wir Mütter neigen immer mal wieder gerne uns dauernd Vorwürfe zu machen und uns einzureden "Ich bin keine gute Mutter". Andauernd hören wir von außen wie wir es "richitg" machen können/sollen und zweifeln an unseren eigenen "Mama-Fähigkeiten". Das müssen wir unbendingt stoppen! Ja es ist ok mal etas lauter zu werden, ja es ist ok die Kinder mal kurz vor den Fernseher zu setzen um selbst mal ein paar Minuten für sich zu haben, ja es ist ok zu sagen "Es ist gerade zu viel". Wenn es dir keiner sagt, dann sage es dir jetzt selbst: "Ich bin eine gute Mutter und ich gebe immer mein Bestes"
Bewusstes Senken der Ansprüche
Diesen Punkt finde ich persönlich sehr wichtig, da ich selbst immer die höchsten Ansprüche an mich selbst hatte. Aber:
Das Haus muss nicht perfekt sein, es muss nicht immer aufgeräumt sein, das Essen muss nicht immer wie aus einer Chefküche aussehen oder schmecken, es darf auch einfach chaotisch sein.
Weniger Perfektion - mehr Gelassenheit! (leichter gesagt, als getan)
Fazit
Wir Mütter sind nicht "zu schwach" - wir sind schlicht überlastet und übereizt in einer Welt , die kaum Rückzug oder Entlastung zulässt. Je mehr wir allerdings lernen, unser Nervensystem zu verstehen und zu beruhigen, desto mehr Kraft und Freude finden wir wieder im Alltag mit unseren Kindern.
Erinnerung:
Du darfst dir Pausen nehmen. Du darfst Hilfe annehmen.
Und vor allem: Du darfst Mensch sein - nicht nur Mutter.
Deine HealthphiloSophie <3

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